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Die Politik unter Bundesverteidigungsminister Pistorius strebt an die Bundeswehr kriegstüchtig zu machen. Die Wehrpflicht, welche aktuell in Diskussion war und für welche neue Pläne gemacht wurden ist hier natürlich ein praktisches Mittel um genügend Wehrdienstleister zu rekrutieren, statt sich nur auf die FWDLs zu verlassen. Gleichzeitig suchen viele Schüler vergebens nach Praktikumsplätzen: Warum nicht beides vereinen?

Einführung, Entwicklung und Aussetzung der Wehrpflicht

1956 wurde die Wehrpflicht für männliche Bürger Deutschlands eingeführt, seit Juni 1968 ist sie in Art. 12a GG verankert und zum Juli 2011 wurde die Wehrpflicht ausgesetzt bzw. auf den Spannungs- und Verteidigungsfall beschränkt, womit sie zwar weiterhin im Grundgesetz war aber praktisch nicht angewendet wurde.

#wissenswert

Der neue Wehrdienst: laut BMVg nur bessere Auswahl und keine Pflicht

Am 12. Juni 2024 stellte Bundesminister Boris Pistorius (BMVg) in der Bundespressekonferenz seinen Ansatz, den „Neuen Wehrdienst“ vor. Der Vorschlag umfasst die Erfassung wehrdienstfähiger Männer und Frauen, wobei Männer verpflichtet und Frauen freiwillig einen Fragebogen zu körperlicher Fitness und Motivation ausfüllen. Einige werden zur Musterung aufgefordert und geeignete wie motivierte Kandidaten ausgewählt. Es soll die Wahl zwischen einem sechsmonatigen Grundwehrdienst und einem bis zu 23-monatigen verlängerten Dienst bestehen. Nach dem Dienst würden die Absolventen in die Reserve aufgenommen und jährlich trainiert, um im Verteidigungsfall einsatzbereit zu sein.

Hört sich also so an, als würde nur verpflichtet, wer ankreuzt Lust auf die Bundeswehr zu haben.

Die Plätze für verpflichtende Schülerpraktika

Während diese Konzepte diskutiert und vorbereitet werden, suchen viele Schüler oft vergeblich nach Pflicht-Praktikumsplätzen für ihren Abschluss. So gibt es an vielen Schulen in der 9. und 10. Klasse ein noch freiwilliges Betriebspraktikum, welches in der Oberstufe dann verpflichtend wird. Für das Abitur ist normalerweise ein mehrwöchiges Praktikum vorgesehen, was aber je nach Schule abweichend sein kann. Überall gleich allerdings: Pflichtpraktika für die Fachhochschulreife. Hier ist in der Regel ein einjähriges Praktikum oder ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bzw. ein freiwillig abgeleistetes ökologisches Jahr oder der 12-monatige Bundesfreiwilligendienst (BFD) notwendig, um den praktischen FH-Teil zu erwerben. Auch durch vollschulische Ausbildungen unterstützte Bildungsgänge (Assistenten-Abschluss) oder Berufliche Gymnasien an Berufsbildenden Schulen weisen häufig mehrere Monate verpflichtende Praktikumszeiten auf.

Und jeder Schüler in solchen oder ähnlichen Bildungsgängen konnte bestimmt schon direkt miterleben, wie problematisch die Suche nach einem Praktikumsplatz sein kann. Entweder erwarten die Betriebe, dass man aktuell in einer bestimmten Fachrichtung studiert oder dass die Dauer des Praktikums deutlich höher ist, als der vorgesehene Zeitraum des Pflichtpraktikums. Noch schwieriger wird es dann, wenn man ein einschlägiges Praktikum zum Absolvieren seines Bildungsgangs benötigt, denn hier kann man nicht im Café um die Ecke für ein paar Wochen aushelfen, sondern ist meist auf Agenturen oder Großunternehmen angewiesen.

Die aktuell möglichen Schülerpraktika bei der Bundeswehr und deren Verfügbarkeit

Die Bundeswehr bietet einige Plätze für Schüler in überwiegend zivilen Bereichen an. Sehr gut an diesem Angebot ist, dass man den Zeitraum und die Dauer zwischen 2 bis 3 Wochen als Bewerber selbst wählen kann. Jedoch gilt zu beachten:

Da die Praktikumsplätze in der Bundeswehr bei Schülerinnen und Schüler sehr begehrt sind, wird bei der Auswahl der Bewerberinnen und Bewerber besonderer Wert auf gute Schulnoten und wenig Fehlzeiten gelegt. Zudem ist es empfehlenswert, sich rechtzeitig um ein Praktikumsplatz bei der Bundeswehr zu bemühen (ein Jahr im Voraus), da diese rar und schnell vergeben sind.

Quelle: Plakos – Einstellungstest Bundeswehr

Hier überhaupt einen Platz zu kriegen, dürfte zwar möglich sein, längere Praktikumszeiten sind für Schüler allerdings in der Regel nicht möglich. Das Praktikum ist unbezahlt, was bei 3 Wochen mehr als verständlich ist. Ist aber nichts für Schüler die 10-wöchige Pflichtpraktika und darüber benötigen, was in einigen Bildungsgängen durchaus vorkommt. Für solche Zeiträume ist das bestehende zivile Praktikum zwar eine sehr gute Lösung aber natürlich absolut ungeeignet für eine militärische Praktika von mehreren Monaten, weil es dafür ja auch überhaupt nicht gedacht wurde. Wenn man also länger zur Bundeswehr möchte, gibt es den freiwilligen Wehrdienst von 7 bis 23 Monaten oder die Inititive „Dein Jahr für Deutschland“, welche den FWD mit Heimatschutz und Reservistendienst vereint.

Das „Dein Jahr für Deutschland“ kann aber in der Regel nicht als Ersatz für einen Bundesfreiwilligendienst (BFD) oder ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) angesehen werden, wenn es darum geht, die Fachhochschulreife zu vervollständigen und wird auch als kein anderes Pflichtpraktikum angesehen.

Wehrpflicht als Schülerpraktikum?

Eine Lösung für das Problem wäre, dass statt einer geregelten Werhpflicht, die Plätze für diese Praktika bei der Bundeswehr (sowie anderen staatlichen und öffentlich rechtlichen) Behörden bzw. Einrichtungen zur Verfügung gestellt würden. Ein Gewinn für beide Seiten. Natürlich bietet die Bundeswehr schon Schülerpraktika an, aber nicht in einem solchen Maßstab und ohne dass dies groß beworben wird. Die Bildungsministerien der Länder müssten die Praktikumszeiten in den Schulen dafür wohl etwas anpassen, was wohl die größte Hürde an der Sache wäre, wobei die Plätze auch zu unterschiedlichen Zeiten und nicht auf einmal gestellt werden könnten. Für wenige Wochen lohnt sich das nicht, aber die Pflichtpraktika die mehrer Wochen oder sogar Monate gehen, sowie auch das für die FH-Reife notwendige einjährige Praktikum, wäre bestimmt zu realisieren und bürokratisch ähnlich aufwendig, wie der neue Wehrdienst. Auch für einschlägige Praktika wäre gesorgt, da die Bundeswehr in fast jedem zivilien Bereich, für den es schulische Bildungsgänge gibt, auch Berufsausbildungen anbietet oder direkt einstellt. Hier eine übersicht:

einschlägige Pflichpraktika	Berufe bei der Bundeswehr
gastronomischer Assistent	Koch/Köchin
FH-Reife Wirtschaft & Verwaltung	Ausbildung Verwaltungswirt
informationstechnischer Assitent	Technisches Fachpersonal / Soldat in der IT
FH-Reife Technik/Ingenieurwissenschaften	Ingenieur/Ingenieurin
FH-Reife Sozialwesen	Pflegekraft / Bundeswehr Sozialwerk
FH-Reife Gesundheitswissenschaften	Arzt/Ärztin
FH-Reife Grafikdesign (+Gestaltungsassistent)	Soldat für Mediengestaltung

Die in Meinungsbeiträgen und Gastartikeln geäußerten Ansichten und Meinungen sind die der jeweiligen Autoren und spiegeln nicht notwendigerweise die Position der Redaktion wider.

Quellen:

Kultusministerium Hessen

Hinweise zu den Praktikumsregelungen für Schüler der Qualifikationsphase der gymnasialen Oberstufe oder des beruflichen Gymnasiums: https://kultus.hessen.de/sites/kultusministerium.hessen.de/files/2021-09/hinweise_zu_den_praktikumsregelungen.pdf

Auswärtiges Amt

Wehrdienst und Bundesfreiwilligendienst: https://www.auswaertiges-amt.de/de/service/konsularinfo/wehrdienst-bfd

Wehrpflicht in Deutschland: https://seoul.diplo.de/kr-de/service/-/1693990

Die Deutsche Bibliothek – Deutsches Historisches Museum

Lebensstationen – Wehrpflicht: https://www.dhm.de/archiv/ausstellungen/lebensstationen/brd_7.htm

Die Bundesregierung

Artikel 12a Grundgesetz – Militärische und zivile Dienstpflichten: https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/75-jahre-grundgesetz/artikel-12a-gg-2267834

Bundesverteidigungsministerium – Bundeswehr

Keine Wehrpflicht aber einen neuen Wehrdienst: Pistorius setzt auf Auswahl und Freiwilligkeit: https://www.bmvg.de/de/aktuelles/minister-pistorius-stellt-neuen-wehrdienst-vor-5791920

Bundeswehr Karriere Jobs: https://www.bundeswehrkarriere.de/jobs/unsere-jobs

Bundeswehr Praktikum für Schüler: https://www.bundeswehrkarriere.de/praktikum-fuer-schuelerinnen-schueler-m-w-d-324